Ein kunsthistorischer Schatz ist wiedergewonnen

Die Wittichenauer Pfarrgemeinde freut sich über die Einweihung einzigartiger Bleiglasfenster in ihrer Kirche. Im Rahmen der Kirchensanierung konnten die bedeutenden Kunstwerke des Dresdner Expressionisten Hubert Rüther wiederhergestellt werden. Die ausdrucksstarken Glasgemälde erinnern an ihren Urheber: einen Mann, der zu seiner jüdischen Ehefrau stand und zuletzt doch an den Schikanen der Nazis zugrunde ging. Wir berichten von seinem Schicksal und stellen sein Werk vor.

Wertvolle Glasgemälde wieder in die Pfarrkirche eingebaut

In feurigem Rot strahlt Sonnenlicht durch das hohe Bleiglasfenster. In der Mitte leuchtet eine Rose in Blau. Die ungewöhnliche Farbwahl unterstreicht die expressionistische Ausdruckskraft des Fensters. „Rosa mystica“, die geistliche Rose, steht sinnbildlich für die Mutter Gottes, wie sie Christen in der lauretanischen Litanei preisen. Einen ganzen Fensterzyklus schuf Hubert Rüther 1933/34 um dieses Gebet. Die insgesamt 19 Fenster sind nun wieder in der Wittichenauer Pfarrkirche zu sehen.

Zum Leben und Wirken des Dresdner Künstlers Hubert Rüther

1933 beauftragte die Wittichenauer Pfarrgemeinde Hubert Rüther mit der Gestaltung von Bleiglasfenstern für die Pfarrkirche in Wittichenau. Noch während Rüther an den Entwürfen arbeitete, begannen die Nationalsozialisten den Künstler zu schikanieren. Er war mit einer Jüdin verheiratet und wollte die Ehe trotz Drangsalierung nicht lösen. So belegten ihn die Nazis mit einem Berufsverbot, diskreditierten seine Kunst als "entartet" und verpflichteten Rüther zur Zwangsarbeit.
Im Zuge der Wiederherstellung der Fenster hat sich Dr. Jürgen Heidan mit dem Leben Hubert Rüthers eingehender befasst. Seine Rechercheergebnisse trug er in einer Vesper im Februar 2011 vor.

Ein facettenreicher Fensterzyklus

Seit Juli 2012 setzte die Firma Glaskunst Buhlig aus Schwarzenberg die Fenster Hubert Rüthers wieder in das Kirchenschiff der Wittichenauer Pfarrkirche ein. Ein Teil der Fenster musste nach den Originalvorlagen neu gefertigt werden. Nun lässt die Sonne die expressionistischen Motive wieder farbenprächtig leuchten.

Reiche Symbolik in eigenwilliger Komposition -
Rüther erläutert sein Werk

Der Schöpfer der Wittichenauer Kirchenfenster stand in engem Kontakt zum Wittichenauer Pfarrer Krahl und dem Architekten der Kirchensanierung von 1933 Robert Witte. In teilweise kontroversen Dialogen besprachen die Verantwortlichen das künstlerische Gesamtkonzept, aber auch kleinste Details zur Gestaltung der Fenster. Gemeinsam brachten sie die Konzeptidee zur Ausführungsreife. 1935 schrieb Hubert Rüther dann persönlich eine Deutung der reichen Symbolik der Kirchenfenster. Wir zitieren den Originaltext aus einer  Festschrift zur damaligen Kirchensanierung.